30
Mai
2007

Captain James T Jerk

Zum ersten mal ueberkam mich das Verlangen, einen blogbeitrag aufgrund fehlender Hardware als Konserve anzulegen. Und zwar am Montag, etwa um 16 Uhr, Flug DL49, in 32000 Fuss Hoehe. Da ich mir schon die Muehe gab, in der Enge meiner Sitzgelegenheit (in der Holzklasse) diese Zeilen auf Kollegblock, holzfrei, zu verfassen, will ich sie jetzt auch dem Blog ueberantworten!

***

Eigentlich gibt es momentan nichts spannendes zu berichten, aber die Gefangenschaft im Zellenblock B-767-300-ER (300 steht fuer die maximale Anzahl von Haeftlingen) belastet mein Befinden gerade in Richtung des gelben Bereiches, und was gibt es blogtechnisch erquickenderes, als sich am Elend anderer zu erfreuen, auch wenn der Leidende diesmal ich bin.

Ich hasse Langstreckenfluege. Bis auf die meist zur Belohnung ausgesetzte Ankunft an einem Ort, der einem, zumindest voruebergehend, als besser erscheint, als dass, was die tagtaegliche Umgebung hergibt, kann ich dem ganzen nichts abgewinnen.

Grundsaetzlich gilt es, mindestens acht Stunden zu ueberstehen, ohne dem Wahnsinn zu verfallen, denn rechts ranfahren, fruehzeitig ein Hotel aufsuchen, gleich hier campen, all diese liebgewonnenen Optionen im normalen Reisemenue, fallen hier flach. Ergibt sich im Laufe des Daseins des oefteren der Wunsch oder die Notwendigkeit nach Fernzielen, legt man sich eine Taktik zurecht.
Ich will dem geneigten Leser meine bisher erprobten Taktiken nicht vorenthalten.

Variante I, nennen wir sie mal "Beam me up, Scotty", bedient sich der gewitzten Kombination verschreibungspflichtiger Chemikalien mit den feilgebotenen Alkoholika. Bei konsequenter Anwendung schlummern sie spaetestens ab Stunde zwei, und zwar bis zur Landung. Das Erwachen, das Einsammeln des Gepaecks, die Fragen der Zollbeamten, nun, der Rest des Tages, fuehlen sich jedoch eher an wie "Frisch gekotzt, Scotty?", weshalb ich, nicht zuletzt um die Gesundheit meiner Leser besorgt, von Variante I abraten moechte.
Selbst Auch ich wurde irgendwann schlauer und bevorzuge nun Variante II fuer die Langstreckenflugabwicklung, nennen wir sie mal "Fit for Fun".
FfF bedarf zwar geringfuegiger Planung und Vorbereitungstaetigkeiten, belohnt den Reisenden aber durch maximalrelaxierte Ankunft am gewaehlten Wunschziel.
Wobei es bei der Scottymethode noch scheissegal ist, was Sie die Tage vorher treiben (Sie beamen Sich ja eh weg), heisst es hier nun Gesundheitpflege. Zwei Tage (am Stueck!) sollte genuegend Schlaf gefunden, anstaendig ernaehrt und bleifrei getrunken werden. Es ist kaum auszuhalten. Zeitgleich beginnt die Suche nach zeittotschlagenden Druckwaren, welche transportabel, jugendfrei und leicht bekoemmlich sind. Ob Slowenischkurs, Sodoku, Aufklaerungsliteratur, ganz nach Ihrem Gusto. Obendrauf noch den 766seitigen Schmoeker, der schon so lange daheim zwischen den IKEA-Brettern gammelt. Da immer noch reichlich Platz im Hutkoffer vorhanden, bitte auffuellen mit 1-2 Liter (je nach Blasenkondition) Wasser (nach der Zollkontrolle fuer viel Geld links vom gate erworben), Kaugummi (ja, auch SIE stinken aus der Luke nach 12 Stunden), ein Musikabspielgeraet mit der Lieblingsmucke, und, falls Sie nicht eh schon uebergewichtig sind, 300 Gramm Ihres Lieblingsproduktes der Firma Haribo.
So ausgeruestet kann der Angriff folgen, aber wir lesen, lachen, vergnuegen uns geradezu unentwegt, bis, fast schon schade, der gefaehrlichste Teil des Operation ansteht, die Landung. Froehlich grinsend schreiten wir fast schon huepfend am Piloten vorbei, verabschieden und mit einem Schnellkaraokeeinsatz und bemitleiden die mitgereisten, von der Dehydrierung gezeichneten, totgelangweilten Gesichter unseres Geschwaders.

Nun, warum schreibe ich den ganzen Mist auf? Und warum ist die Laune im Keller?

Weil der Kopfhoerer meines mp3-players gestern im ICE mit einer Sitzlehne herumalberte, und dabei seinen rechten Arm verlor? Oder weil die Zweitagesabstinenz in einem drittklassigen Irish Pub in Frankfurt auf der Strecke blieb? Koennte auch daran liegen, das vom Anstehen zum Einchecken bis zum Erreichen des gates geschlagene drei Stunden vergingen, womit die Chance, meine Evianvorraete aufzufuellen, dahin waren. Aber ich vermute offengestanden, der Grund liegt eher in der Scheisskaelte in diesem Flieger, wo zwischenzeitlich alle Anwesenden sektengleich mit Decken behangen rumsitzen und die Damen vom Amt ob der Beschwerden nur milde laecheln. Seit Stunden kriecht diese trockene Kaelte in meinem Riechorgan bergauf, legt saemtliche Schleimhaeute trocken und nimmt langsam Besitz von der Nebenrinde.

Es ist zum rechtsranfahren.

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pathologe - 2011-12-31 20:39
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